Ein mit der NS-Forschung eng verknüpftes Forschungsthema ist die Geschichte des Zweiten Weltkriegs. Hierunter fällt neben allgemeinen wissenschaftlichen militärgeschichtlichen Recherchen die Suche nach Personalunterlagen von Kriegsteilnehmern von Wehrmacht und Waffen-SS.
Obwohl die militärischen Bestände des Deutschen Reichs erhebliche Kriegsverluste aufweisen, z.B. durch die Ausbombung des Heeresarchivs in Potsdam im Februar 1945, lassen sich häufig Hinweise und Dokumente ausfindig machen.
Zentrale Personenkartei der ehemaligen Wehrmachtauskunftsstelle (WASt)
Ein wichtiger Bestand für die Rekonstruktion eines militärischen „Lebenslaufs“ ist die Zentrale Personenkartei (Z-Kartei) der ehemaligen Wehrmachtauskunftsstelle (WASt, heute: Bundesarchiv Berlin-Tegel), aus der sich sowohl biographische Basisdaten als auch militärische Informationen und Informationen zum Kriegsschicksal recherchieren lassen: Einheitszugehörigkeit, Dienstrang, Verwundungen und Lazarettaufenthalte, bei Gefallenen Datum und Ort des Todes, der Begräbnisort sowie für Kriegsgefangene Informationen zur Gefangenschaft. Die Schriftwechsel der WASt mit Ämtern, Behörden und Angehörigen auch nach 1945 können zudem wertvolle Einblicke in die Nachkriegszeit geben. Insgesamt existieren etwa 18 Millionen Karteikarten.

Weil die Z-Kartei bis 2018 Verwaltungsschriftgut war (und bis dahin z.T. per Hand ergänzt wurde), dürfen die Karten aus Datenschutzgründen weder gescannt noch fotografiert werden, sondern müssen per Hand abgeschrieben werden.
Weitere Aktenbestände zu Kriegsteilnehmern von Wehrmacht und Waffen-SS
Die Recherche des militärischen Lebenslaufes eines Kriegsteilnehmers berücksichtigt weiterhin Verleihungsunterlagen (Orden und Ehrenzeichen), umfangreiche Bestände von Lazarett- und Verlustunterlagen, Karteien und Dossiers zu Kriegsgefangenschaften (außer UdSSR) und Akten zur Wehrmachtsgerichtsbarkeit.
Die Bestände zur Kriegsgefangenschaft, besonders in den USA, können vollständige Personalakten mit Fotos enthalten.
Sofern für einen Wehrmachts- oder SS-Angehörigen Wehrstamm- oder Soldbücher überliefert und zugänglich sind, können diese ebenfalls zu Rate gezogen werden.
Kriegsmarine und Luftwaffe
Zu Angehörigen der Kriegsmarine und in etwas geringerem Ausmaß zu Angehörigen der Waffen-SS lassen sich manchmal vollständige Personalakten mit Lebensläufen, Fotos, Fragebögen, Stellungnahmen von Vorgesetzten und Informationen zu Angehörigen ermitteln.
Für Piloten der Luftwaffe sind in vielen Fällen sogenannte Flug-Tauglichkeitszeugnisse überliefert, die neben medizinischen Unterlagen auch Lebensläufe und Fotos enthalten können.

Identifizierung von Erkennungsmarken
Bedeutsam bei der Erforschung von Kriegsschicksalen im Zweiten Weltkrieg ist die Identifizierung von Erkennungsmarken. Für viele Wehrmachtseinheiten sind Erkennungsmarken-Verzeichnisse überliefert, die neben der Identifizierung und Erforschung unbekannter Kriegstoter auch die Rekonstruktion spezifischer Einheitszugehörigkeiten ermöglichen.

Da die meisten militärischen Unterlagen der SS, darunter auch das Äquivalent zur WASt, die Auskunftsstelle für Kriegsverluste der Waffen-SS, durch die Ausbombung des Heeresarchivs verbrannten, ist die Überlieferung von Erkennungsmarken- und Verlustunterlagen für die Waffen-SS als fragmentarisch zu bezeichnen.
Eine zur Recherche in Militärbeständen ergänzende Recherche in den NS-Beständen ist in den meisten Fällen sinnvoll, da etwa SA-, SS- oder NSDAP-Personalakten häufig Hinweise auf Militärverhältnisse enthalten können, bei SS-Angehörigen z.B. vollständige Wehrstammbücher.
Bei Interesse freue ich mich über eine Nachricht.