• Nationalsozialismus

    Auch 70 Jahre nach der bedingungslosen Kapitulation Nazi-Deutschlands und dem Ende des Zweiten Weltkriegs wirft diese dunkle Epoche viele Fragen auf. Seit seiner Gründung beteiligt sich Recherche-Dienste in vielfältiger Weise an der Erforschung und Aufarbeitung der NS-Zeit – für wissenschaftliche Forschungsprojekte und Publikationen ebenso wie für kulturelle, museale oder Bildungseinrichtungen und -veranstaltungen im Kontext der vielfältigen Erinnerungskultur.

    „War Opa ein Nazi?“

    Ein wichtiges Feld der täglichen Arbeit von Recherche-Dienste ist das ungebrochene private Interesse an der NS-Zeit beziehungsweise an der Erforschung der eigenen Familienvergangenheit:
    – War mein (Ur)Opa ein Nazi, und wenn ja, wie schlimm?
    – Was haben Großtante Erika und Großonkel Erwin „damals“ so
    getrieben?
    – Wieso hat Onkel Karl nie über den Krieg gesprochen?
    – Einer meiner Vorfahren soll von den Nazis verfolgt worden sein, aber warum – und stimmt das überhaupt?
    – Meine Vorfahren haben in Deutschland gelebt, sind aber vor/während/nach dem Krieg emigriert. Kann man hier etwas finden?

    Diese und weitere Fragen und Annahmen resultieren häufig aus Erzählungen von bereits verstorbenen Familienmitgliedern, die man nicht mehr fragen kann, oder aus weitergegebenen „Familienlegenden“. Manchmal stößt jemand beim Aufräumen auf alte Unterlagen aus der Nazizeit, wie schwarz-weiße Fotos von Vorfahren in Uniform, Tagebücher oder Feldpostbriefe und möchte mehr über die Hintergründe erfahren. Eine Recherche kann klären, ob Ihr Vorfahr Täter, Opfer oder Mitläufer war.

    Recherche-Dienste bietet Ihnen professionelle und gründliche Unterstützung bei Ihrer Familienrecherche an.

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    Personenbezogene Unterlagen aus der Zeit des Nationalsozialismus

    Die bedeutendsten personenbezogenen Sammlungen zur NS-Zeit umfassen die Bestände des ehemaligen Berlin Document Center (BDC) der US-Armee und sind seit 1996 Teil der Abteilung Deutsches Reich im Bundesarchiv Berlin-Lichterfelde. Zu den bekannten Dokumenten dieser Sammlung gehören die beiden NSDAP-Mitgliederkarteien (Gau- und Zentralkartei) mit insgesamt etwa 12,7 Millionen Karteikarten. Etwa 85% der Parteimitglieder sind darüber nachweisbar.

    Des Weiteren sind personenbezogene Unterlagen der NSDAP wie Parteikorrespondenzen, Personalbögen für „Parteistatistische Erhebungen“, Akten des Obersten Parteigerichts und Aufnahmeanträge überliefert. Auch zur SA, zur SS, Waffen-SS, Polizei, der Einwanderzentralstelle (EWZ) und der Reichskulturkammer (RKK) existieren Unterlagen, ebenso zu anderen NS-Organisationen wie dem NS-Lehrerbund (NSLB) und der Reichsärztekammer (RÄK).

    SS-Akte aus dem Bundesarchiv
    SS-Führerpersonalakte aus dem Bestand R 9361-III (Foto: Dr. David Hamann).

    Zwar sind diese Personalunterlagen nicht vollständig überliefert, doch finden sich in einigen Teilbeständen mitunter umfangreiche Akten mit ausführlichen Fragebögen, Lebensläufen, Fotos, militärischem und zivilem Werdegang, Parteitätigkeiten, Auflistungen von Vorfahren und medizinischen Fragebögen und Untersuchungen. Die Personalakten des Rasse- und Siedlungshauptamtes der SS sind hier hervorzuheben. Bei einer Aufnahme in die SS beziehungsweise bei der Heirat eines SS-Angehörigen wurden „Erbgesundheit“ und „arische Abstammung“ des Bewerbers bzw. des SS-Angehörigen und seiner Braut penibel überprüft. Das mitunter Jahre dauernde, SS-interne Verfahren zur Heiratsgenehmigung spiegelt die rassistische Bürokratie und Perfidität des NS-Staates wie kaum ein anderer Aktenbestand.

    SS-Akte des Rasse- und Siedlungshauptamtes von 1942
    Erste Seite des R.u.S.-Fragebogens (Rasse- und Siedlungshauptamtes der SS) des SS-Unterscharführers Franz Tacho mit beigefügten Fotos, 20.3.1942, BArch R 9361-III/205035 (Scan: Bundesarchiv).

    Weitere Bestände

    Diverse weitere Bestände, darunter das NS-Archiv des ehemaligen DDR-Ministeriums für Staatssicherheit (Stasi) werden sukzessive in die die personenbezogenen Sammlungen des Bundesarchivs integriert.

    Gerichtsakten verschiedener Instanzen, etwa des Reichs- oder Volksgerichtshofs sowie Akten der Geheimen Staatspolizei (Gestapo) können bei der Aufklärung von erlittenem Unrecht durch den NS-Staat hinzugezogen werden.
    Dies gilt insbesondere für Akten, die die Entrechtung und Ausplünderung der jüdischen Bevölkerung dokumentieren, beispielsweise die Dokumente der „Vermögensverwertungsstelle“ beim Oberfinanzpräsidenten Berlin-Brandenburg.

    Entnazifizierungsakten

    Wichtige weitere Archivbestände aus der unmittelbaren Nachkriegszeit umfassen die sogenannten Entnazifizierungs- bzw. Spruchkammerakten, die von den jeweiligen Landes- bzw. Staatsarchiven verwahrt werden. Spruchkammerverfahren wurden nach dem Ende des Krieges in den drei westlichen Besatzungszonen durchgeführt, zunächst durch die Besatzungsmächte, ab 1946 auch durch deutsche Behörden. Alle Mitglieder der NSDAP oder anderer NS-Organisationen mussten sich vor den Spruchkammern verantworten, aufgrund zahlreicher Amnestien wurden jedoch insgesamt lediglich etwa 950.000 Personen angeklagt.

    Lokale Archive und Akten im Ausland

    Häufig und bei Recherchen (nicht nur zur NS-Zeit) sehr zu Unrecht vergessen bzw. übersehen sind die zahlreichen Stadt- und Kreisarchive sowie Meldeämter, die Recherche-Dienste bei Nachforschungen zu Personen regelmäßig miteinbezieht.
    Dasselbe gilt für mögliche im Ausland vorhandenen Informationen, also bei Recherchen zu Personen, die in Gebieten geboren wurden, die nach 1945 an Frankreich, Belgien, Dänemark, Polen, UdSSR und die Tschechoslowakei fielen.

    Wehrmachtsunterlagen

    Bei einer personenbezogenen Recherche zu Angehörigen des Reichsarbeitsdienstes (RAD), der Wehrmacht oder der Waffen-SS sollten die militärischen Bestände (–> Zweiter Weltkrieg) hinzugezogen werden, da insbesondere die Z-Kartei (–>) und die Unterlagen zur Kriegsgefangenschaft Hinweise auf die Tätigkeit in NS-Organisationen geben können.

    Bei Interesse an einer Recherche schicken Sie mir gerne eine Nachricht.