Alte Briefe, Dokumente und Urkunden sind häufig schwer zu lesen. Das kann am schlechten Zustand der Dokumente liegen, ist aber viel eher der Tatsache geschuldet, dass nahezu alle vor 1900 verfassten Schriftstücke handschriftlich festgehalten wurden. Die damals gebräuchliche Schreibschrift ist seit langer Zeit aus den Lehrplänen verschwunden und kann heutzutage von immer weniger Menschen gelesen werden [s. Bild 1].
Die bekannteste alte deutsche Schriftart ist Sütterlin bzw. die Sütterlinschrift, doch es gibt noch andere Arten, zum Beispiel die über Jahrhunderte gebräuchliche Kurrentschrift, die je nach Entstehungsraum und -zeit sehr unterschiedlich aussehen kann.
Wenn Sie im Besitz alter Familiendokumente sind, die Sie nicht lesen können, zum Beispiel Uromas Kochbuch, alte Urkunden, Briefe, Postkarten oder Feldpost, helfe ich Ihnen gerne bei der Transkription. Ich transkribiere deutsche Handschriften aus 16. bis 20. Jahrhundert (Kurrentschrift, Kanzleischrift sowie Sütterlin). Auch Übersetzungen ins Englische sind möglich.
Dazu benötige ich qualitativ gute Kopien der Originaldokumente oder Scans in hoher Auflösung (am besten im JPG-Format). Verschicken Sie niemals Ihre wertvollen Originaldokumente, da Recherche-Dienste keine Haftung bei eventueller Beschädigung oder Verlust übernehmen kann.
Wenn Sie Interesse an einer Transkription haben, freue ich mich über eine Nachricht.
Kurze Geschichte der Deutschen Schreibschrift
Für den deutschen Sprachraum war bis in das erste Drittel des 20. Jahrhunderts die sogenannte „Deutsche Kurrentschrift“ als gängige Alltags- und Verkehrsschrift vorherrschend. Diese sehr geschwungene Schrift zeichnet sich vor allem durch spitze Winkel (Spitzschrift) und eine veränderliche Schriftstärke (Schwellzüge) der einzelnen Buchstaben aus [s. Bild 2]. Bis sich während der 1880er Jahre allmählich die Schreibmaschine durchzusetzen begann, war die Kurrentschrift auch Amts- und Protokollschrift, zum Beispiel in Österreich-Ungarn.
Kurrent entwickelte sich zu einer sehr dekorativen Form des Schreibens, war jedoch für Schüler schwer zu erlernen. Aus diesem Grund beauftragte das preußische Kultusministerium 1911 den Grafiker Friedrich Sütterlin (1865-1917) mit der Entwicklung einer vereinfachten Schulausgangsschrift, die 1915 eingeführt und später als „Sütterlinschrift“ bekannt wurde [s. Bild 3]. Mithilfe der Vereinfachung der Buchstabenformen und der Einführung der Kugelspitzfeder als standarisiertem Schreibwerkzeug schuf Sütterlin eine Ausgangsschrift, die ab den 1920er Jahren die Kurrentschrift allmählich abzulösen begann. 1935 wurde sie verbindlich als „Deutsche Volksschrift“ in den Lehrplan aufgenommen.
Die häufig als „Deutsche Schrift“ bezeichnete Sütterlinschrift wird ebenso wie die gedruckte, gotische Frakturschrift oftmals mit der Zeit des „Dritten Reiches“ in Verbindung gebracht. Im Rahmen der weltweiten Eroberungs- und Neuordnungspläne der Nationalsozialisten sollte jedoch auch das deutsche Schriftbild standarisiert und auf das gängigere Antiqua-Format umgestellt werden. Daher erfolgte im Januar 1941 das Verbot der gotischen Druckschrift, die von den Nationalsozialisten als „Schwabacher Judenlettern“ diffamiert wurde [s. Bild 4]; am 1. September 1941 folgte eine entsprechende Neuregelung der in Schulen gelehrten Schreibschrift. Per Erlass des Reichsministeriums für Wissenschaft, Erziehung und Volksbildung wurde die lateinische „Normal-Schrift“ ab dem Schuljahr 1941/42 verpflichtend eingeführt.
Heute unterliegen die deutschen Hand- und Druckschriften der 1964 festgelegten (und umstrittenen) Klassifizierung nach DIN 16518.